Rede zur Eröffnung – Dr. Katja Pähle, Mitglied des Landtages und Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt
„Anderen zu dienen ist die Miete, die du für deinen Platz hier auf Erden bezahlst.“ Dieses Zitat von Muhammad Ali bringt auf den Punkt, was wir heute Abend feiern: Ehrenamtliches Engagement ist kein bloßer Zeitvertreib, es ist eine Lebenseinstellung, eine Art, unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten und zu bereichern.
Gerade in Sachsen-Anhalt, einem Land, das sowohl durch seine Metropolen Magdeburg und Halle als auch durch weite ländliche Regionen geprägt ist, spielt ehrenamtliches Engagement eine besonders wichtige Rolle. Oft sind es die kleinen, lokalen Aktionen, die unser Zusammenleben bereichern und stärken.
Dr. Reinhard Höppner war Mensch, Ehemann, Vater, Freund und auch Ministerpräsident und ist leider viel zu früh von uns gegangen. Interessanterweise kommt das Wort „Minister“ vom lateinischen „ministrare“, was „dienen“ bedeutet.
Erinnern Sie sich an die Worte von Muhammad Ali zu Beginn meiner Rede? „Anderen zu dienen ist die Miete, die du für deinen Platz hier auf Erden bezahlst.“ Auch Reinhard hat gedient. Dieses Wort unterstreicht die tiefe Verbindung zwischen öffentlichem Amt und Dienst an der Gemeinschaft. Reinhard verkörperte diese Verbindung in seinem Wirken für unser Land, insbesondere in seinem Engagement für den ländlichen Raum und die kleinen, aber wichtigen Initiativen, die dort das Leben prägen.
Aufgewachsen im elterlichen Pfarrhaus kannte er die Herausforderungen, die das Leben abseits der großen Städte mit sich bringt. Er wusste, dass gerade hier das ehrenamtliche Engagement eine tragende Säule ist, die mit viel persönlichem Einsatz und Engagement gepflegt werden muss.
Auch wir als SPD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt und der SPD-Landesverband bieten vielen Menschen, ob jung oder alt, einen Heimathafen für ehrenamtliches Engagement. Sei es bei den Jusos in der politischen Bildung, in unseren Arbeitsgemeinschaften im Bereich Wirtschaft, Bildung oder Arbeitnehmerbelange oder bei der AG 60 plus, die gerade im SeniorInnen-Bereich unschätzbare Arbeit leistet. Auch das Ehrenamt ist eine zentrale Säule unserer Parteiarbeit und zeigt, wie sehr wir uns dem Dienst an der Gemeinschaft verpflichtet fühlen.
Der Reinhard-Höppner-Engagementpreis, den wir heute verleihen, soll genau diese kleinen, aber wichtigen Projekte und Initiativen würdigen. Er soll ein Zeichen setzen, dass wir das Engagement im ländlichen Raum sehen und schätzen.
Erinnern wir uns mit einem Blick zurück an zwei Preisträgerinnen der vergangenen Jahre. Mit dem Ziel, für jede Magdeburgerin und jeden Magdeburger einen Baum zu pflanzen, insgesamt 242.000 Bäume, leistet der Verein „Otto pflanzt!“ einen unschätzbaren Beitrag zum Umweltschutz und zur Verschönerung der Landeshauptstadt.
Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel ist der Heimatverein Tangerhütte e. V. Mit seinen vielfältigen Aktivitäten - vom Heimatmuseum und Kunstausstellungen über Konzerte und Radtouren bis hin zu Grillfesten und Wanderungen - schafft er nicht nur Heimat, sondern teilt sie auch mit denen, die ihre Heimat durch Krieg oder Klimawandel verloren haben.
Dieses Engagement für Inklusion und Gemeinschaft ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Heimat gelebt, geteilt und gestaltet werden kann.
In diesem Jahr sind wir neue Wege gegangen. Neben der klassischen Juryentscheidung für die Preise eins bis drei und einem Sonderpreis für das Lebenswerk haben wir eine tolle Neuerung eingeführt: ein Online-Voting für einen Publikumspreis. Mehr als 6.000 Menschen haben ihre Stimme abgegeben - 6.000 Likes, wie man heute sagt. Sprichwörtlich sind also 6.000 Herzen für die kleinen und großen Projekte geflogen. Diese überwältigende Beteiligung zeigt, wie sehr die Menschen in Sachsen-Anhalt hinter den ehrenamtlichen Initiativen stehen.
Und während wir heute Abend das Ehrenamt feiern, erlauben Sie mir, mit einem Augenzwinkern einen Blick auf die scheinbar trockene Welt der Haushaltspolitik zu werfen. Unser Haushälter und Finanzpolitiker, Dr. Andreas Schmidt, der auch Landesvorsitzender der SPD ist, steht derzeit vor der herausfordernden Aufgabe, den Landeshaushalt zu planen. Eine Aufgabe, die sicherlich kein Ehrenamt ist, aber dennoch von entscheidender Bedeutung.
In unserem Haushalt finden sich zahlreiche Posten, die das ehrenamtliche Engagement direkt unterstützen. Da sind beispielsweise 10.000 Euro für ein kleines, aber bedeutendes Museum im Süden Sachsen-Anhalts, ein lebendiges Zeugnis unserer Wertschätzung für Kultur und Geschichte. Oder die 25.000 Euro für ein Naturschutz- und Bildungsprojekt im südlichen Harzvorland, das junge Menschen für die Schönheit und Notwendigkeit unserer Natur sensibilisiert. Und natürlich die über 1 Million Euro zur Förderung des Breitensports, wo ehrenamtliches Engagement unverzichtbar ist.
Diese finanziellen Zuwendungen sind mehr als nur Zahlen in einem Haushaltsplan. Sie sind ein Bekenntnis zu den Werten und zum Geist des Ehrenamts, das unsere Gesellschaft zusammenhält. Sie spiegeln unsere Anerkennung und Unterstützung für die unzähligen Freiwilligen wider, die ihre Zeit, Energie und oft auch ein wenig von ihrem körperlichen Wohlbefinden opfern – sei es ein blauer Daumennagel vom Holzpflöcke einschlagen oder ein verstauchter Knöchel beim Fußballtraining. Diese kleinen Missgeschicke und Freuden sind weit mehr als Anekdoten; sie sind die lebendigen Erinnerungen an die Bedeutung und den Wert des Ehrenamts.
Lassen Sie uns daher nicht nur heute Abend, sondern jeden Tag das Ehrenamt feiern und unterstützen. Lassen Sie uns gemeinsam in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus dafür sorgen, dass ehrenamtliches Engagement weiterhin blüht und gedeiht. Denn in einer Welt, die oft von Herausforderungen und Unsicherheiten geprägt ist, sind es diese kleinen Taten der Güte und des Engagements, die uns daran erinnern, was es wirklich bedeutet, Teil einer Gemeinschaft zu sein.