Laudatio für Till Gaßmann, Preisträger des Reinhard-Höppner-Engagement-Preises, 2. Platz durch Burkhard Lischka

Till Gaßmann und Burkhard Lischka
Till Gaßmann und Burkhard Lischka

Verehrte Nominierte,
sehr geehrte Damen und Herren,

unser nächster Preisträger ist zugleich auch der jüngste Preisträger des Reinhard-Höppner-Preises:
Till Gaßmann

Mit 22 Jahren hat er bereits in verschiedenen Ehrenämtern so viel geleistet, wie es mancher in seinem ganzen Leben nicht schafft.
Geboren und aufgewachsen in Moers am Niederrhein, zog es ihn nach dem Abitur zum Studium nach Halle. Das war im Jahr 2015. Wir erinnern uns noch alle an den Herbst dieses Jahres – Hundertausende sind auf der Flucht.

Deutschland ist der Retter in der Not für viele in dieser Zeit. Endlich angekommen, endlich in Sicherheit. Endlich ein Dach über dem Kopf. Endlich eine warme Mahlzeit. Doch was kommt dann? Wer kümmert sich um soziale Kontakte, um Integration, um Behördengänge? Um das Leben da draußen, außerhalb des Erstaufnahmelagers?

Fragen, die sich auch eine Gruppe junger Studenten der Martin-Luther-Universität Halle stellte. Till stieß über das Schwarze Brett der Uni auf den gerade gegründeten Arbeitskreis „Refugees Welcome“. Die Gruppe bildete Tandems aus Studierenden und Geflüchteten und lud diese als Gasthörer an die Uni ein.
Till kümmerte sich aber auch in seiner Freizeit um Geflüchtete, stand ihnen mit Rat und Tat zur Seite und begleitete sie auf Behördengängen. Till Gaßmann steht mit seinem Engagement stellvertretend für viele in unserem Land: Für viele, die nicht moserten und maulten, sondern anpackten und halfen. Und das monatelang.
Quasi zeitgleich kam Till zu „Rock your life“. Der Verein, der ebenfalls auf der Liste der Nominierten des diesjährigen Reinhard-Höppner-Preises stand, entstammt einer Initiative, die das Wort Bildungsgerechtigkeit mit Leben füllt:
Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen oder sozial schwachen Familien werden von Studenten als Mentoren betreut. Sie helfen beim Lernen, bei den Hausaufgaben, einer sinnvollen Freizeitgestaltung und sind natürlich Kummerkasten für die vielen kleinen und großen Sorgen.
Bei „Rock your life“ lernen die Schwächsten unserer Gesellschaft, ihr eigenes Leben zu meistern und Selbstbewusstsein durch Bildungserfolg zu gewinnen. Und das natürlich kostenlos.
Till Gaßmann ist Mentor und stand „Rock your life“ in Halle zudem fast zwei Jahre als Vorsitzender vor. Seit April dieses Jahres ist er Mitglied des Standortrates der Initiative, der sich um die Weiterentwicklung der inzwischen 50 „Rock-your-life“-Standorte in Deutschland kümmert.

Doch damit nicht genug: Anfang dieses Jahres gründete der immer ruhig und doch immer durchsetzungsstark auftretende Till Gaßmann seine erste eigene Initiative mit dem Namen „Politik lieben lernen!“.

Zugegeben: Im ersten Moment dachte ich da an Satire. Glauben Sie mir, ich bin ja lange genug selber im politischen Geschäft, und da denkt man nicht nur an Liebe. Till Gaßmann aber will die Liebe zur Politik bei ganz jungen Menschen erst einmal wecken.

Nicht statt sondern neben Snapchat und Instagram sollen Teenager für Politik interessiert werden. Sollen Mädchen und Jungen in politisch sehr bewegten Zeiten ein Verständnis für demokratische Prozesse und politische Entscheidungen bekommen, vor Populismus schützen und – vielleicht – vielleicht, oder besser: hoffentlich – eine beständige Liebe für die Politik entwickeln.
Wie bekommt man das alles unter einen Hut neben Vorlesungen, Seminaren, Hausarbeiten, Praktika und Jobs, mit denen man das Studium finanziert? Wie kriegt man das hin mit einem Freundeskreis, der gepflegt und einem Team, welches ständig motiviert werden will?

Die Frage dürfte sich inzwischen viele von Ihnen hier im Saal gestellt haben.

Till Gaßmann schafft das mit unglaublichem Ehrgeiz, Spaß an der Sache und einem nahezu beispiellosen Engagement. Es ist der tief in ihm verwurzelte Wunsch, unsere Gesellschaft besser zu machen. Es ist das Verlangen danach, Benachteiligten in diesem Land zu ihrer Chance zu verhelfen.

Dafür reist Till Gaßmann durch die gesamte Republik, nimmt an Veranstaltungen und Workshops teil, um seine Erfahrungen weiterzugeben und andere junge Menschen für ein ehrenamtliches Engagement zu begeistern.

Da fällt mir nur ein Wort zu ein: Wahnsinn!

Till Gaßmann ist ein Mutmacher für unser Land, ein Beispiel für selbstloses Ehrenamt.

Meine Damen und Herren,
in Anlehnung an einen Song einer seiner Lieblingsbands, den Toten Hosen, begrüßen Sie bitte mit mir den nächsten Preisträger des Reinhard-Höppner-Preises:
Hier kommt nicht Alex,
Hier kommt Till!