2. Preis (300 Euro): Zukunft-Afrika e. V., Wittenberg
Laudatio – Juliane Kleemann, Mitglied des Landtages und Vorsitzende des SPD-Landesverbandes Sachsen-Anhalt
Wenn ein Kind Laufen lernen soll, dann ist es nicht ausschlaggebend, dass es Schuhe hat. Viel wichtiger ist, dass es entdeckt, wie das mit dem Laufen geht. Das geht durch Nachmachen, nach dem Hinfallen versuchen wieder aufzustehen und Stück für Stück die Kraft zu nutzen, die schon in den Beinen steckt. Allmählich klappt das dann auch mit dem Gleichgewicht und es ist ein wunderbares Gefühl, auf den eigenen Beinen dann auch laufen zu können.
Und dass Schuhe dann! auch ihre Funktion haben.
„Auf eigenen Beinen stehen“ ist ein Bild, dass wir in unserem Leben vermutlich alle schon einmal gesagt haben oder auch zugesprochen bekommen haben.
Nun ist das schnell gesagt. Und nicht immer hat der im übertragenen Sinn wankende Lauf durch das eigene Leben etwas mit Faulheit, Bequemlichkeit oder selbstverschuldeter Unfähigkeit zu tun.
Nicht selten sind es die Bedingungen, in denen es Menschen schwerfällt oder nahezu unmöglich ist, auf den sprichwörtlich eigenen Beinen zu stehen. Dann ist es wichtig, dass da Menschen sind, die helfen.
Ermutigen, den eigenen Kräften und Ideen zu vertrauen. Menschen, die helfen, die Bedingungen zu verändern. Menschen, die ihre Möglichkeiten investieren: Geld zu sammeln, andere überreden, andere verlocken mitzumachen. Menschen, die Zeit investieren.
Und ihre eigene Kreativität. Menschen, die ihre Zeit investieren in andere Menschen und deren Lebensumstände verbessern helfen.
Das ist so eine Art Nachbarschaftshilfe. In Falle derjenigen, die wir mit dem 2. Preis des Reinhard-Höppner-Engagementpreises ehren, legen sie allerdings eine größere Strecke zu den Nachbarn zurück als nur aus der Haustür raus und die Straße runter.
Der Weg führt aus der Haustür raus, rein ins Auto, zum Flughafen, rein in den Flieger, gegebenenfalls nochmal umsteigen und irgendwann nach circa 8000 Kilometer zurückgelegter Strecke und sowas wie 12-15 Stunden Reisezeit dann am Ziel zu sein.
Menschen, die das tun, engagieren sich im Verein „Zukunft-Afrika“ aus Lutherstadt Wittenberg.
Gegründet hat sich der Verein 2015 nach einer Namibia-Reise. Die Hilfe seither umfasst verschiedene Projekte: das Anlegen eines Obstgartens, Bildungsprojekte, Kleiderprojekte, die Unterstützung von Suppenküchen, der Aufbau von Kindergärten oder auch Heimen und Therapiehäuser für behinderte Kinder.
Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe ist das, was Sie tun.
Der Blick auf den afrikanischen Kontinent und die Lebensumstände viel zu vieler Menschen, die dort leben, führt uns ja nicht nur einen Kontinent vor Augen, auf dem es an vielen Stellen an vielem mangelt. Er zeigt uns mit dem Blick zurück in die Geschichte auch, dass ein großer Teil unseres Wohlstandes auf dem Rücken ungezählter Afrikanerinnen und Afrikaner beruht und auf der Ausbeutung des afrikanischen Kontinents.
Hilfe zur Selbsthilfe gibt etwas von diesem unserem Wohlstand zurück, nicht als Almosen, sondern aus Unterstützung auf Augenhöhe, in Achtung vor den Anderen und mit Offenheit für die so anderen Lebensumstände.
Sie nennen auf Ihrer Homepage 3 Grundsätze ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit:
1. Wir möchten den Menschen in Afrika, in ihrem eigenen Land, langfristige Perspektiven schaffen.
2. Den Menschen vor Ort durch Zuhören helfen und mit ihnen an der Verwirklichung ihrer Ziele arbeiten.
3. Hilfe für Selbsthilfe geben und durch regelmäßige Besuche vor Ort unterstützen und nachhalten.
Und das mit dem Fokus auf der Unterstützung für die drei elementaren und sozialen Grundbedürfnisse: Nahrung, Kleidung und Bildung.
Das zu ehren freut uns als Jury sehr und wir sagen ganz, ganz herzlichen Dank und herzlichen Glückwunsch.