Laudatio für Gerit Möhrke, Preisträgerin des Reinhard-Höppner-Engagement-Preises, 3. Platz durch Dr. Rüdiger Fikentscher
Liebe Renate Höppner, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Genossinnen und Genossen,
als ich hörte, es soll durch die SPD-Fraktion und den SPD-Landesverband einen Engagement-Preis geben, sagte ich: gut, vielleicht auch sehr gut! Dadurch werden viele Menschen geehrte, die sich für das Zusammenleben in der Gesellschaft besonders einsetzen. Als ich dann hörte, dass dieser Preis nach Reinhard Höppner genannt werden soll, sagte ich: Das ist eine wunderbare Idee. Ich habe mit Reinhard – er würde am kommenden Sonntag seinen 70. Geburtstag feiern – 12 Jahre lang sehr gut und freundschaftlich zusammengearbeitet und mit diesem Preis wird es eine wiederkehrende ehrende Erinnerung an ihn geben.
Als ich in die Jury gebeten wurde, habe ich mich gefreut, und nun ist es für mich eine große Ehre, den 3. Preis überreichen zu dürfen.
Antragsteller ist Herr Sven Pienitz, der heute aus dienstlichen Gründen – er befindet sich in einem anderen Bundesland – nicht hier sein kann. Ich habe mit ihm telefoniert. Die Auszeichnung erfolgt wegen „ambulanter ehrenamtlicher Hospiz-Arbeit“. Und sie erhält Frau Gerit Möhrke aus Bad Schmiedeberg-Trebitz. Sie weiß es bisher noch nicht und erfährt es in diesem Augenblick.
Dazu zwei Vorbemerkungen:
1.Zwischen öffentlicher Wahrnehmung und tatsächlicher Ehrenamtlicher Leistung besteht kein Zusammenhang. Jemand kann sich mit geringem Aufwand an die Spitze einer Bürgerinitiative oder einer Demonstration stellen und wird von allen wahrgenommen, selbst wenn auch viel Eigeninteresse dabei ist. Jemand anderes leistet über Jahre nur für andere tagtäglich erstaunliches, doch nur wenige erfahren davon. Das wollen wir heute durch die Auszeichnung von Frau Gerit Möhrke ändern.
2. Zum Begriff „Hospiz“. Er bezeichnete ursprünglich eine christliche Herberge. Im älteren Lexikon steht nur das. Dann gab es, von Großbritannien herkommend und seit 1986 nun auch in Deutschland einen Bedeutungswandel. Bei der Hospizbewegung handelt es sich um Sterbebegleitung, wenn nämlich eine Aussicht auf erfolgreiche medizinische Behandlung und Heilung nicht mehr besteht.
In Deutschland erfolgt diese Sterbebegleitung oft stationär, aber auch ambulant. Das ambulante Hospiz wird ausschließlich ehrenamtlich betrieben und wird durch Spenden finanziert.
Der Grundgedanke besteht darin: Sterbende sollen nach Möglichkeit im häuslichen Bereich verbleiben, denn Sterben, Tod und Trauer gehören zum Leben.
Dafür arbeitet Frau Möhrke. Hier kurz ihr Lebensweg Lebensweg. „Liebe Frau Möhrke, nach dem Abitur erhielten Sie eine Ausbildung bei der Bundespolizei, erlitten mit 27 Jahren einen schweren Unfall, und sind seither vom Dienst freigestellt. Sie waren bereits vorher in der Kinder- und Jugend-Hospizarbeit tätig. Sie kehrte zurück in die ursprüngliche Heimat, nach Trebitz bei Bad Schmiedeberg im Kreis Wittenberg. Dort haben Sie diese Tätigkeit erheblich ausgebaut. Im Landkreis Wittenberg genießen Sie sie auf Grund dessen hohe allgemeine Anerkennung, denn sie haben zahlreiche Menschen – es sind Hunderte – beim Sterben begleitet.“
Die Hilfe ist zweifach:
1.Begleitende Hilfe für den sterbenden Menschen, dessen Leiden auch im seelischen Bereich gelindert werden soll, und der sich mit dem bevorstehenden Tod abfinden muss. 2.Hilfe für die Angehörigen, die einen geliebten Menschen verlieren.
Diese Tätigkeit ist wichtig und keineswegs einfach. Im Gegenteil: Menschen in den Tod zu begleiten ist sehr schwer und erfordert viel mentale Kraft. Und das alles in einer überwiegend entchristlichten Welt.
Es ist eine Menge Erfahrung und Übung erforderlich, aber Routine darf sich nicht einstellen, sondern die Sterbebegleitung muss stets individuell bleiben.
Und gerade deswegen, weil die Öffentlichkeit davon wenig wahrnimmt und diese Anstrengungen leicht unterschätzt werden, wurde Frau Gerit Möhrke von uns ein Preis zuerkannt.
Ich freue mich, ihr diesen übereichen zu dürfen. Herzlichen Glückwunsch!