3. Preis: Verein Rettung Schloss Blankenburg e. V.
Laudatio – Juliane Kleemann, Mitglied des Landtages und Vorsitzende der SPD Sachsen-Anhalt
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ehrenamtliches Engagement! Sachsen-Anhalt ist voll von Möglichkeiten dazu. Womit man sich in seiner Freizeit beschäftigt, hängt vom Grad der Leidenschaft für die möglichen Themen ab. Ein mögliches Themenfeld ist das der Geschichte. Und Geschichtsträchtiges findet sich reichlich zwischen Arendsee und Zeitz, zwischen Ilsenburg und Jessen.
Wir ehren heute einen Verein, der sich im Besonderen einer historischen Gebäudeanlage verschrieben hat. Mehr als 400 Mitglieder teilen mittlerweile diese gemeinsame Leidenschaft.
Wenn der unvergleichlich große Friedrich Schiller in seinem Wilhelm Tell schreibt: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, Und neues Leben blüht aus den Ruinen“, dann ist damit auch umrissen, was jede Generation mit den Gebäuden und Orten zu tun gehalten ist, die die Vorfahren hinterlassen haben. Nicht das Historisierende in den Mittelpunkt zu stellen, sondern aus dem Alten heraus das Neue und das in der Gegenwart Taugliche zu verbinden und zu entwickeln. Das ist nicht immer ganz leicht, ist mitunter eine Gradwanderung, aber immer eine lohnende Unternehmung.
Das Gebäude, um das es sich handelt, reicht bis in das 11. Jahrhundert zurück. Auf einem Kalkstein errichtet hat es der Siedlung, die darum entstanden ist, ihren Namen gegeben.
Schon im ersten Jahrhundert ihrer Existenz wurde die Burg von keinem Geringeren als Barbarossa 1182 zerstört. Nach einer wechselvollen Geschichte fällt die Burg und damit das Lehen zum Ende des 16. Jahrhundert schließlich zurück an das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg- Und Braunschweigisch ist es heute noch, auch wenn es in Sachsen-Anhalt liegt.
In der ersten Hälfte des 18 Jahrhunderts wird das Schloss zur barocken Residenz unter der Leitung des Braunschweig-Wolfenbütteler Landesbaumeisters Hermann Korb umgebaut. Doch auch im 18. Jahrhundert folgt die erste der Leerstandsphase. Denn Herzog Ludwig Rudolf zieht aus familiären Gründen nach Wolfenbüttel und das Gebäude verliert seine Bedeutung.
Nach gravierenden Umbauten wird das mittlerweile zum Schloss gewordene Gebäudeensemble ab der Mitte des 19. Jahrhunderts als Jagdschloss genutzt.
Seine Geschichte reicht hinein bis in die Gegenwart europäischer Königshäuser. Die 1917 als Tochter des damaligen Herzogspaars in der Kapelle des Schlosses getaufte Friederike wird später Königin von Griechenland und ihre Tochter, Prinzessin Sophia wird spanische Königin werden und ist heute die Mutter des spanischen Königs Felipe VI.
Nach dem zweiten Weltkrieg wird das Schloss bis 1957 als Genesungsheim genutzt, und dient dann bis 1991 der Fachschule für Binnenhandel des Verbandes Deutscher Konsumgenossenschaften (VDK).
Mit dem Ende dieser Einrichtung stand der gesamte Gebäudekomplex für 12 Jahre leer. Bis 2004 fristete so dieser imposante Bau ungenutzt sein Dasein. Nun aber gab es erste Sicherungsmaßnahmen zur Rettung der Gebäudesubstanz.
Wir ehren mit dem 3. Preis des Reinhard-Höppner-Preises den „Verein Rettung Schloss Blankenburg e. V.“, der sich seit dem 11. Februar 2005 um eben dieses Gebäudeensemble hoch über der schönen Gemeinde Blankenburg am Harz kümmert.
Mit der Gründung des Vereins im Februar 2005 wurde dann das bis heute fortgeschriebene neue Buch der Geschichte des Schlosses zu Blankenburg begonnen.
Von der Schlosskapelle im Kirchenflügel über die Pförtnerloge bis schließlich zum Theatersaal hat der Verein und seine Tochtergesellschaft als Eigentümerin des Schlosses enormes geleistet. Engagement und Ausdauer, Geduld und gut eingesetztes Geld haben der Stadt Blankenburg und der Region einen besonderen Ort geschenkt.
So steht also heute dieses barocke Gebäudeensemble weithin sichtbar als das größte noch erhaltene Welfenschloss zum einen als Symbol für die Geschichte der letzten 9 Jahrhunderte. Zum anderen aber auch dafür, dass gesellschaftliches Engagement ein Gebäude anders zu nutzen in der Lage ist als seine ursprüngliche Bestimmung:
„Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, Und neues Leben blüht aus den Ruinen.“
Viele engagieren sich bis heute, auch und intensiv sozialdemokratisch fühlende Blankenburger:innen und andere Harzer.
Heute wird das Schloss genutzt für große und kleine Feiern, für Konzerte und Theater, für Tagungen. Ist Ausflugsort und gibt einen Einblick in die Geschichte. Übrigens analog und digital. Auch digital ist ein Rundgang möglich. Auch hier eine gelungene Öffnung in die Zeit hinein.
Und schon vor uns sind andere auf diesen Verein aufmerksam geworden. Davon zeugen verschiedene Auszeichnungen, in die wir uns mit dem Reinhard-Höppner-Engagementpreis nun einreihen: Herzlichen Glückwunsch zum 3. Preis an den „Verein Rettung Schloss Blankenburg e. V.“.