Publikumspreis (200 Euro): Angela Berthold
* Während Frau Berthold leider nicht persönlich an der Preisverleihung teilnehmen konnte, wurde der Preis von Feli Meinecke entgegengenommen. Sie ist Studentin der Forstwirtschaft und ebenso bei „Unser Wald e.V.“ engagiert.
Laudatio – Rüdiger Erben, Mitglied des Landtages und Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt
Es ist eigentlich merkwürdig, dass die Preisgeber des Reinhard-Höppner-Preises so lange nicht auf die Idee gekommen sind, einen Publikumspreis zu vergeben. Ein Engagementpreis, dessen Vergabe von vielen Engagement erfordert. Zugegeben, auf elektronischem Weg eine Stimme abzugeben bedeutet nicht viel Aufwand. Aber es erfordert innere Teilnahme. Bevor ich auf den Knopf drücke, muss ich die Aufforderung wahrnehmen, für diesen Preis abzustimmen. Es darf mir nicht egal sein, dass es diesen Preis gibt, und es darf mir nicht egal sein, wer ihn gewinnt.
Schließlich muss ich mich für die Preiskandidaten und -kandidatinnen und/oder ihre Themen, Anliegen und Betätigungsfelder interessieren. Mindestens so weit muss mein Interesse gehen, dass ich den Knopf suche und mich entscheide. Zu guter Letzt muss ich daran glauben, dass es Sinn hat und nötig ist, dass ich mich beteilige. Dass meine Stimme gebraucht wird und dass nicht schon irgendwer die Preisfrage in meinem Sinne regeln wird. Wer all das tut, und das haben viele getan, zeigt schon mehr Engagement als die meisten.
Insofern ist es vollkommen naheliegend, einen Publikumspreis auszuloben.
Und was soll ich sagen, die Teilnehmenden an der Abstimmung haben ins Schwarze getroffen.
Die Preisträgerin ist ebenso beeindruckend, wie das was sie tut. Sie engagiert sich für eine Sache, die viel weniger Lobby hat, als sie verdient: Unsere heimischen Wälder. Über Klimawandel reden viele. Viele fordern viel, zum Teil radikal. Andere investieren ebenso viel Energie darin, diesen Wandel und seine Folgen zu leugnen und kleinzureden. Unsere Publikumspreisträgerin organisiert derweil, dass Bäume gepflanzt werden und greift dafür auch selbst zum Spaten. Das klingt leicht, wenn man sich dabei einen Baum vorstellt, oder vielleicht fünf Setzlinge aus dem Baumarkt.
Denken Sie sich zehntausende Setzlinge, die Gewinnung von Spenderinnen und Spendern, von Helferinnen und Helfern für das Pflanzen, der Kauf der Pflanzen in der richtigen Mischung der Baumarten, den Transport und das Zusammenbringen all dieser Dinge an einem nassen, kalten Herbsttag und schließlich für Jahre im Sommer die Kontrolle der gepflanzten Bäume, gegebenenfalls mit Wasser in trockenen Zeiten, und zwar nicht nur eine Gießkanne.
Jeder Baum schluckt CO2, produziert Sauerstoff, verhindert Verdunstung, sorgt für mehr Grundwasser, schützt uns, beherbergt Tiere und andere Pflanzen. Ein Baum reicht aber nicht, wir brauchen eine grüne Armee von Bäumen. Allein in Sachsen-Anhalts Wäldern fehlen hunderttausende neue Bäume, wo Sturm, Trockenheit, Borkenkäfer und Schalenwild Vorhandene vernichtet haben.
Das ist richtig Arbeit und sie erfordert Optimismus und Weitblick. Optimismus, weil längst nicht jeder Setzling überlebt und Weitblick, weil die Generation, die pflanzt, den Baum in ihrer Lebenszeit nicht mehr als erwachsenen Baumriesen erlebt.
Die Preisträgerin tut mehr als diese Arbeit. Sie begeistert andere für die Rettung unserer Wälder und die Gründe, sie zu retten. Sie zeigt Schülern die Zusammenhänge zwischen Wald und Klima und die Schönheit des Waldes. Das ist mindestens so ein großer Beitrag, wie das Pflanzen selbst. Und es erfordert ebenso viel Optimismus und Weitblick.
Der Publikumspreis geht an Angela Berthold von „Unser Wald e. V.“. Herzlichen Glückwunsch!