Rede zur Eröffnung – Dr. Andreas Schmidt, Mitglied des Landtages und Vorsitzender des SPD-Landesverbandes Sachsen-Anhalt

Dr. Andreas Schmidt, Mitglied des Landtages und Vorsitzender des SPD-Landesverbandes Sachsen-Anhalt >Reinhard Höppner, der Namensgeber des Preises, den wir heute verleihen, war ein Mensch der Gesellschaft nicht vom Staat ausdachte. Das klingt banal und ist in dem Land, dass der Tradition des preußischen Obrigkeitsstaates verhaftet ist doch keineswegs selbstverständlich.

Die Idee, dass nicht der Staat für alle öffentlichen Angelegenheiten zuständig, und eben auch bestimmend ist, wird an Sonntagen oder festlichen Abenden gern in mehr oder weniger großen Worten gepredigt.
Wenn es dann um die Praxis geht, sieht es schon ganz anders aus. Die geringe Anerkennung, die Ehrenamt in Deutschland erfährt, ist nur ein Symptom dessen, wie die Menschen in unserem Land auf sich und ihre Gesellschaft schauen.

Das Problem liegt viel tiefer. Der Selbstverständlichkeit mit der wir öffentliche Leistung im Kern als vom Staat erbracht sehen und das Ehrenamt in Gedanken als nette Ausschmückung daran kleben, sind wir uns nur halbbewusst.

Und das ist noch nicht einmal das entscheidende an unserem Blick aufs Ehrenamt. Das Begriffspaar Hauptamt – Ehrenamt sagt ja nicht nur etwas darüber was wir als Kern und was als Umhüllung sehen. Es sagt auch etwas darüber, was wir meinen, das Ausbildung, Kompetenz und Eingangsvoraussetzung braucht und von dem wir meinen, dass es jeder schon irgendwie kann.

Ist diese Sicht richtig? Zugegeben, der Umstand, dass wir Wohnungen brauchen, Versorgungsleitungen und Straßen, dass wir eine öffentliche Ordnung brauchen, eine Versorgung mit Lebensmitteln Kleidung und Dienstleistungen, verbindet sich eben nicht mit dem Ehrenamt, sondern wird "professionell“ erbracht und all diese Dinge sind wichtig und für unser Leben unverzichtbar.

Aber wohnen, essen und sich kleiden, nebeneinander wohnen, aber nicht miteinander, ins Kino gehen, vielleicht noch mit dem Auto oder der Bahn den Arbeitsweg erledigen, bedeutet ja noch lange nicht zu leben.
Erst durch das Ehrenamt wird aus nebeneinander wohnen Heimat, aus bloßem und Existieren, das was wir wirklich meinen, was wir Leben nennen. Ist das nicht genauso bedeutsam und Voraussetzung für unser Leben, wie das was wir als das eigentliche Fundament anzusehen gewöhnt sind?

Wer sich fünf Minuten darauf einlässt diese Frage in Gedanken nachzugehen, kommt dahin, die Frage nach dem was kann und was dran ist, anders anzusehen. Dieser Abend ist unser Beitrag, der des SPD-Landesverbandes und der SPD-Landtagsfraktion dazu den Blick zu verändern.

Es ist nur ein kleiner Beitrag, aber einer den wir mit vollem Herzen leisten und in diesem Sinne hoffe ich, dass sie alle einen schönen Abend haben und egal wer am Ende hier einen Preis davonträgt, einen Preis gewonnen haben jetzt schon alle.